28 Februar | Werte, Identität, Neurowissenschaft | mindfulbranding
Der Sinn individueller Wertearbeit
Über Werte wird nicht erst heute viel gesprochen, diskutiert und allerlei geschrieben. Schon die alten Philosophen, zahlreiche Naturvölker oder die Autoren der Bibel haben sich intensiv mit Werten auseinandergesetzt. Sie haben wesentliche Grundlagen geschaffen, die heute beispielsweise in unserem Grundgesetz fest verankert sind.
Die Bundeszentrale für politische Bildung definiert den Wertebegriff wie folgt:
„Werte sind Vorstellungen vom Wünschenswerten und gelten explizit oder implizit für Individuen oder eine Gruppe. Werte leiten die Ziele oder die Auswahl des Handelns an und gelten um ihrer selbst willen. Werte sind tief und dauerhaft verankert im Menschen, sodass sie um ihrer selbst willen gelten.“
Ein Wert ist seinem Wortursprung gemäß nur dann ein wirklicher Wert, wenn er subjektiv oder objektiv gemessen werden kann. Wenn er einem Wert zugeführt werden kann. Ohne Messbarkeit und Überprüfbarkeit wäre ein Wert sonst womöglich auch wertlos. Glück oder Liebe lassen sich beispielsweise nicht messen und werden daher nicht als Werte, sondern als sogenannte Wertesysteme bezeichnet, die zur Konkretisierung spezifische Werte wie Empathie oder Treue bedürfen.
Wertearbeit fängt bei mir und Dir an.
Wenn wir Wertehaltungen von anderen einfordern oder uns hinter dem Wertesystem einer Unternehmung oder Organisation verstecken können, ist das meist sehr viel bequemer, als sich seiner eigenen Werte bewusst zu sein und entsprechend zu leben. Werte werden aber letztlich von Menschen gelebt. Und Verantwortung für geteiltes Menschsein fängt immer bei uns selbst an. Werte stellen jedem Menschen die eine zentrale Frage: Bist Du bereit, Dich mit Deinem inneren Kern auseinanderzusetzen und Dich den daraus resultierenden Konsequenzen mutig zu stellen?
Erst wirkliches Bewusstsein über unsere Wertvorstellungen ermöglicht moralisch oder ethisch glaubwürdiges, zielgerichtetes und sinnstiftendes Denken, Fühlen und Handeln.
Ohne Wertebewusstsein gibt es keine innere Berufung. Ohne Antrieb letztlich keine Orientierung, Sinnstiftung und Wertschöpfung. Ein sich wert-los fühlender Mensch empfindet letztlich auch keinen Charakter, der ihn besonders macht und mit Eigenschaften versieht. Werte gehören zu unserem Menschsein wie Fleisch und Blut. Entscheidend – ja lebensnotwendig – ist, sie klar zu identifizieren und gemeinsam mit Gleichgesinnten ins Leben zu bringen.
Werte resultieren aus Motiven.
Wertvorstellungen können einem Mangel oder einer Idealvorstellung entspringen. Orientieren sich Werte wie beispielsweise Gerechtigkeit oder Nachhaltigkeit an einem Mangel- oder Problemempfinden, besteht die Gefahr, nur Löcher zu stopfen und vor lauter destruktivem Potenzial auszubrennen. Folgt man hingegen einer Idealvorstellung, so ist der Antrieb konstruktiv und es besteht das Potenzial, andere zu begeistern und mitzunehmen. Von Stolpersteinen lässt man sich nicht so leicht von seinem Ideal abbringen. Veränderung kann gemeistert werden, weil sie sinnstiftend ist.
Unsere Werte sind oftmals extrinsisch, also von außen motiviert.
Dies ist insbesondere dann der Fall, wenn Kulturen, Religionen, wirtschaftliche oder gesellschaftliche Systeme als Wertegemeinschaften Werte vorgeben – meist mit der Erwartung verbunden, diese Werte als gesamtes System verpflichtend zu leben. Streng genommen sprechen wir in diesem Fall eher von Tugenden, Normen oder gar Dogmen als von Werten. Da unser globales Miteinander nur in solidarischen Systemen funktionieren kann, ist gegen tugendhafte Werte grundsätzlich nichts einzuwenden. Sie schaffen Konsens, sorgen für Lebensqualität und ermöglichen eine Ordnung, die sonst bei völliger individueller Selbstbestimmung wohl kaum möglich wäre. Insbesondere tugendhafte Werte sind die Grundlage und der Anker dafür, dass unsere Welt trotz aller Turbulenzen lebensWERT bleibt.
Unser persönliches Wertesystem sollte jedoch gleichermaßen über selbstbestimmte Entfaltungswerte verfügen, welche intrinsisch motiviert sind.
Genau hier liegt die größte Herausforderung von Wertearbeit. Denn unsere ureigenen Werte – wie beispielsweise Abenteuer, Freiheit oder Achtsamkeit – sind zwar von Geburt an als unveränderliche Charaktereigenschaften in uns angelegt, werden aber mit zunehmender Erziehung und Bildung unter Umständen immer mehr verdrängt. Eine übertriebene Orientierung an Vorbildern trägt heutzutage zusätzlich zu diesem Effekt bei.
Unsere ureigenen Werte befinden sich nicht mehr in unserem Bewusstsein. Sie spielen in unserem Alltag nicht mehr die Rolle, die ihnen eigentlich mal zugedacht war. Sehr vereinfacht gesagt wird uns von den gesellschaftlichen Systemen, in denen wir leben, vor allem eines beigebracht: unseren sozialen Beitrag zu leisten und ökonomischen Nutzen zu stiften. Mit jedem extrinsisch motivierten Wachstumsschritt unserer Persönlichkeit werden wir systemkonform geprägt. Jede Ausbildung oder jedes Assessment Center tragen etwa dazu bei. Dass wir damit gleichzeitig jedes mal einen Teil unserer eigentlichen Identität opfern, bemerken wir oftmals erst dann, wenn wir uns in einer Situation vollkommener Orientierungslosigkeit befinden oder im Burnout landen.
Gute Wertearbeit dringt über unsere Intuition wieder an den Kern unserer Identität vor.
Gute Wertearbeit bringt die Werte aus unserem Inneren an die Oberfläche, die von Anfang an authentisch in uns angelegt sind und deren Entfaltung uns die Kraft geben, Orientierung und Sicherheit wiederzugewinnen und Veränderungen proaktiv anzupacken. Das bedarf mitunter Zeit, Geduld und Übung, denn gerade in unserer westlich humanistisch geprägten Welt wurden wir konditioniert, so ziemlich alles über den Kopf laufen zu lassen, Manches vielleicht noch mit dem Herzen, doch kaum etwas aus dem Bauch. Wir sollten unsere gesunde Intuition, die in einem jeden von uns angelegt ist, wiederentdecken und trainieren. Sie ist die eigentliche Grundlage guter Entscheidungen.
Genau hier setzt mein Ansatz als Identitätsentfalter und Weggefährte an. Mit Hilfe neuro-systemischer Fragen und Methoden eröffne ich wieder einen Zugang zu dem Ort in Ihnen, an dem Ihre ureigenen Werte – aber nicht nur das –, an dem auch Ihre Talente, Ihre Vision und Ihr Antrieb verborgen liegen. Wir werden Ihre individuellen Wertvorstellungen entdecken, die Ihren persönlichen Fähigkeiten und Motiven entsprechen und dabei die Systeme und deren Bedingungen berücksichtigen, in denen Sie agieren. Wenn Sie Ihre individuellen Werte entdecken und entfalten möchten, dann kommen Sie gern mutig auf mich zu.
Abschließend noch ein Zitat von Johann Wolfgang von Goethe. Vor langer Zeit hat er den eigentlichen Sinn von Wertearbeit bereits wunderbar auf den Punkt gebracht:
„Willst du dich deines Wertes freuen, so musst der Welt du Wert verleihen.“
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