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Der Schatz unserer individuellen Identität

Welchen Wert räumen wir unserer Seele und letztlich unserer individuellen Identität ein – gerade in einer von Ansprüchen dominierten und mitunter seelenverarmten Zeit? Diese Frage sollten sich übrigens auch Organisationen und Unternehmen stellen.
Dazu eine Geschichte, über die es sich nachzudenken lohnt.

Ein Forschungsteam ist gemeinsam mit zwei afrikanischen Führern im Busch unterwegs. Das Team hat sich große Ziele gesetzt und zu diesem Zweck auch einen exakten Zeitplan aufgestellt. Die Gruppe wandert mehrere Tage ununterbrochen querfeldein ihrem Ziel entgegen – beladen mit ihrem schweren Expeditionsgepäck. Auf ihrer Tour bewältigt sie so manche Gefahr und kommt an die Grenzen ihrer Belastbarkeit. Nachdem die Hälfte der Strecke gemeistert ist und sich das Team nach einer verdienten Pause wieder in Bewegung setzen will, bleiben die beiden Afrikaner einfach sitzen. Auch durch aufmunterndes Zureden sind sie nicht zum Weitermarsch zu bewegen. Sie müssten noch ein wenig warten. Das Expeditionsteam wird unruhig. Kann der Zeitplan jetzt noch gehalten werden? Schließlich fragt einer aus der Gruppe einen Afrikaner, warum er denn nicht weiterlaufen wolle. Dieser antwortet: „Ich habe mich in den letzten Tagen körperlich so verausgabt und mich vollkommen dem Ziel der Expedition untergeordnet. Dabei habe ich erst jetzt beim Innehalten bemerkt, dass meine Seele nicht hinter mir hergekommen ist. Ich warte nun darauf, bis mich meine Seele wieder einholt, neu Raum in mir bezieht und mir die Kraft für den nächsten Wegabschnitt gibt.“
Welche intuitiven Impulse setzt die Geschichte in Ihnen frei?

Wir leben heute in einer seelenverarmten Zeit.

Vieles in und um uns herum strebt nach Höherem, Schnellerem und Größerem. Ständig toppen neue Superlative unsere Maßstäbe. Dabei kann es geschehen, dass wir unseren eigentlichen inneren Wert vernachlässigen. Oft bemerken wir gar nicht mehr, wie wir im Trubel und der Oberflächlichkeit unseres Alltags den Blick für unsere inneren Kostbarkeiten, Bedürfnisse und Sehnsüchte verlieren. Oftmals erwachen wir erst dann aus unserem Getriebensein, wenn wir an den Hürden und Ansprüchen dieser Welt scheitern oder nicht mehr funktionieren. Dann erkennen wir, wen und was wir vernachlässigt haben und wie wenig unsere perfekten Maßstäbe und unser Leisten mit dem wahrhaftigen Leben zu tun haben. Wie schnell geht es, dass wir am ureigenen Sinn des Lebens vorbeileben. Dabei ist dieser Sinn für uns so greifbar nah. Denn diesen Schatz finden wir an einem sehr stillen und intimen Ort – in unserer tiefsten Seele. Nur wenn wir uns darauf besinnen, dass die Seele immer wieder unsere ungeteilte Aufmerksamkeit benötigt und wir ihr das Recht einräumen, für sie da zu sein, wird sie uns liebevoll alles zeigen, was wir zu unserem Lebensglück bedürfen.

Auch Organisationen und Unternehmen sollten sich der eigenen Identität stellen.

Denn schließlich wird deren Identität maßgeblich von Menschen geprägt, seien es Gründer, Inhaber, Führungsgremien, Mitarbeitende, Dienstleister, Partner oder Kunden. In Zeiten dynamischer Märkte und Rahmenbedingungen hilft die unternehmerische Markenidentität dabei, alle Akteure unter einem gemeinsamen Nenner zu vereinen. Der eigene Anspruch sowie die geteilten Werte sind wichtiger Ankerpunkt, um sich inmitten aller Turbulenzen treu und nach innen und außen glaubwürdig zu bleiben. Eine Vorgehensweise fällt dabei nicht vom Himmel. Wohl dem, der bestenfalls in ruhiger Zeit – im selbstbewussten Innehalten – eine klare Strategie entwickelt und auf alle relevanten Ebenen implementiert hat. Und wohl dem, der sich immer mal wieder – übrigens auch im Innehalten – auf dieses Potenzial besinnt.
In diesem Sinne ermutige ich – auch in Ihrem unternehmerischen Kontext – zum regelmäßigen Innehalten und Bei-Sich-Ankommen. Unsere Seele und Identität, aber auch unsere Mitmenschen, Organisationen, Unternehmen und Zielgruppen werden es uns danken!
Foto: Foundry Co (pixabay.com)

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